Nicht für alle ist Home-Office eine Option. Viele müssen auch in diesen Tagen den heimischen „Bunker“ verlassen, um an ihre Arbeitsstelle zu gelangen. Isabella ist eine von ihnen und nimmt uns mit in ihren Tag.

Der Verkehr ist gespenstisch ausgedünnt; die Straße wirkt wie leergefegt. Wenn Isabella in ihrem 5er BMW von Linz aus zur Arbeit fährt, begleitet sie schon ein anderes Gefühl als sonst. Während sich jetzt in Zeiten des Corona-Virus so viele Menschen wie noch nie im sicheren Home-Office eingerichtet haben, werden Isabellas fähige Hände vor Ort benötigt. Auch wenn so mancher das weite Land vor der Haustür längst wie eine postapokalyptische Wüste betrachtet, Isabella sieht das recht gelassen: „Ich bin froh zur Arbeit fahren zu können. Da wir ein sehr gutes Betriebsklima haben, freue mich über den Sozialkontakt. Der ist zurzeit schließlich für viele Mangelware.“

COVID-19: Arbeitgeber reagierte mit strikten Maßnahmen

Als Produktions-Mitarbeiterin eines Unternehmens in der Elektronikindustrie trägt Isabella spezielle Arbeitskleidung. Noch in der Parkgarage im Auto holt sie ihre ESD-Schuhe hervor. Denn seit sich COVID-19 auch in Österreich mehr und mehr auszubreiten begann, sind die Ankleideräume des Werks tabu. Eine Sicherheitsmaßnahme, um den engen Kontakt der Mitarbeiter bei den Spinten zu vermeiden. Eine von vielen.

Die 27-Jährige sitzt direkt an der Linie, an der Leiterplatten mit Bauteilen wie Folienkondensatoren und Dioden, Filterdrosseln und Transistoren bestückt werden. „Jeder Arbeiter putzt jetzt seinen Platz vor und nach jeder Schicht, um eine mögliche Oberflächenübertragung des Corona-Virus zu reduzieren“, erklärt Isabella und erzählt weiter: „Normalerweise befinden sich deutlich mehr Arbeiter an jeder Linie. Wir bewegen uns unter regulären Umständen auch zu anderen Plätzen, um immer dort mitanzupacken, wo gerade eine helfende Hand benötigt wird. Momentan ist diese Art des Zusammenhelfens schlichtweg nicht möglich, weil wir strikt Abstand wahren müssen. Speziell mit den Technikern ist oft auch ein enger Austausch erforderlich. Dieses nahtlose Zusammenwirken kann in der gegenwärtigen Situation nicht zur Gänze umgesetzt werden.“

Geschichten aus den Schichten: Von kultivierter Distanz bis Jausensackerln

Bei allem Wahren eines ausreichenden Abstandes: Die Mitarbeiter einer Schicht kommen im Grunde nicht aneinander vorbei. Im Normalbetrieb käme es allerdings zusätzlich zu Überschneidungen mit dem nachfolgenden Ablöse-Team. „Sicherheit geht vor“, erklärt Isabella: „Eine Schicht dauert jetzt nur noch 7 statt 7,7 Stunden. Damit die Kollegen einer Schicht nicht mit denen der nächsten in Kontakt kommen. Durch diese Maßnahme wird das Risiko einer Ansteckung deutlich minimiert.“

Und wie gestaltet sich die Mittagsstunde in Zeiten von COVID-19? Isabella gibt uns noch tieferen Einblick in die veränderten Abläufe in Zeiten von Corona und weiht uns in die aktuelle Pausenkultur an ihrem Arbeitsplatz ein: „Unter normalen Umständen steht uns eine Kantine zur Verfügung. Das Restaurant bleibt im Zuge der Corona-Maßnahmen nun jedoch geschlossen. Die Firma hat sich aber etwas Gutes für uns einfallen lassen: Es gibt jetzt Jausensackerln. Eine schöne Geste des Unternehmens, dass wir sie gratis bekommen.

Beim Auswählen des Sackerls vergessen manche Kollegen aber schnell alle guten Vorsätze. Da wird schon mal mit den Händen geschaut, was wo drinnen ist, anstatt nur das eine Essenspaket zu berühren, das auch tatsächlich genommen wird. Hygienetechnisch ist dieses Verhalten wenig optimal. Auch an und für sich hilfreiche Info-Zettel auf den Pausentischen gehen durch viele Hände und unterminieren damit die ansonsten so vorbildlich gelebten Hygieneregeln im Haus.“ Mit kämpferischem Nachdruck betont Isabella: „Gerade im Pausenbereich kommt es auch immer wieder vor, dass Leute völlig unbedacht viel zu nah beieinanderstehen. Die Maßnahmen, die beim Arbeiten so schnell und gut kultiviert wurden, geraten im Pausenraum dann oft innerhalb eines Wimpernschlags in Vergessenheit.“

Gemeinsam gegen Corona: Gesunde Einstellung bei krankheitsbedingten Ausfällen

Um die Verbreitung des Corona-Virus einzudämmen, wurde der Einsatz der Arbeitskräfte zurückgefahren. Das ist aber noch nicht alles: „Es sind so viele krank momentan“, berichtet uns Isabella und beschreibt die Lage am Ort des Geschehens: „Die Produktionshalle ist wie ausgestorben.“ Auch ohne COVID-19 haben die Krankenstände derzeit Konjunktur. „Ich selbst war auch vor kurzem eineinhalb Wochen krank – nicht Corona. Während dieser unfreiwilligen Ruhe-Phase bin ich mit dem Schichtleiter in nettem Austausch geblieben. Der aktive Zuspruch bloß nicht zu früh zur Arbeit zu kommen, sondern gründlich auszukurieren, war sehr beruhigend und natürlich auch sinnvoll.“

Anerkennend hebt Isabella hervor, dass es „generell sehr motivierend ist, auch die Führungskräfte in diesen Krisenzeiten weiter vor Ort zu sehen. Ihre Anwesenheit trägt einen Teil zur guten Stimmung bei uns bei. Schön, dass sie mit uns die Stellung halten.“